Liverpool Street

Gekürzte Lesung
Berlin 1939: Sie hat sich auf keinen Fall von ihren Eltern trennen wollen! Aber nun ist es passiert. Die 10-jährige Franziska Mangold, genannt Ziska, kommt mit einem der Kindertransporte für jüdische Kinder nach London. Aber ihre Gasteltern sind nicht da! Sie kommt ins Übergangslager. Erst bei einem Ausbruchversuch findet sie eine zukünftige Pflegefamilie: orthodoxe Juden nehmen das christlich getaufte Kind auf, das jetzt Frances genannt wird. Das Einleben ist schwer, die Sprache ist ebenso fremd wie die strenge jüdisch-orthodoxe Lebensform. Sorge um die Eltern und die zurückgebliebene Freundin quälen Frances. Doch gerade, als sie Fuß gefasst hat, wird sie mit den Londoner Kindern vor der drohenden Bombardierung ins Landesinnere evakuiert. Schlimme Wochen, in denen das Mädchen jetzt als Deutsche angefeindet wird; dann Rückkehr, die Schrecken des Krieges in der Stadt, die Trauer um verlorene Menschen.

Ein anrührendes Kinderschicksal, ein Leben zwischen den Welten vor historisch authentischer Kulisse! Es gewährt Einblick in jüdisches, vielfach zwischen orthodox und liberal gespaltenes Leben, spiegelt menschliches Miteinander und die Suche nach nationaler und religiöser Identität.- Vielleicht möchte mancher als stiller Leser mit diesem Buch allein sein; aber die unsentimentale, fast forsche Lesung von Sascha Icks bannt dennoch – unweigerlich! (ge)