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Der Steinjunge (Märchen der Prärieindianer)

Der Steinjunge:
Zehn Brüder leben zusammen mit ihrer Schwester. Aber alle verschwinden nacheinander. Ihre Schwester findet eines Tages an einem Bach ein Baby, das schwer wie Stein ist. Es heißt fortan „Steinjunge“. Dieser Junge will nun seine Onkel wieder finden. Dabei geht er recht ruppig vor, gewinnt aber alle Auseinandersetzungen, weil er so stark und fest ist. Als er einer Flaumfeder folgt, entdeckt er Eier in einem Nest auf einem riesigen Baum. Es sind die Herzen der Leute, die seinen Onkel umgebracht haben. Bis auf 4 kleine zerbricht er alle Eier. Er findet 4 kleine Jungen. Mit ihrer Hilfe und durch den Bau einer Schwitzhütte tauchen die Onkel lebendig wieder auf. Als der Steinjunge die heiligen Tiere nicht in Ruhe lässt, wendet sich die Natur gegen ihn. Seine Mutter und seine Onkel ertrinken. Er selbst bleibt in der Erde eingegraben, weil er seine Stärke missbraucht hat. Der Schildkrötenmann:
Ein junger Mann macht sich schuldig am Tod seines Bruders, als dieser im Fluss ertrinkt. Er behauptet aber, Feinde hätten ihn getötet. Zwei Mädchen, Töchter eines alten Mannes, der eine Büffelherde am Grund des Flusses besitzt, finden den Toten, der wieder zum Leben gelangt. Alle kümmern sich um ihn. Auch ein Sohn wird geboren. Eine Zeit lang kehrt der Mann zu seinem Stamm zurück und erzählt von seinem Leben im und am Fluss und von der Büffelherde unter Wasser. Bei der Rückkehr an den Fluss entdeckt er nur zwei Zelte und Schildkröten. Auf einmal taucht der Kopf seines Sohnes im Wasser auf. Wenn er diesen, der die Gestalt einer Schildkröte hat, erhaschen könnte, dürfte er wieder zu seiner Familie in die Welt unter Wasser. Es gelingt ihm und er hat seinen Sohn wieder. Noch einmal kehrt er zu seinem Stamm zurück und zeigt ihm den Bau von Schwitzhütten. Diese haben noch heute die Form einer Schildkröte. Statt „Gefleckter Falke“ heißt er nun „Schildkrötenmann“.  Schöpfungsgeschichte:
Als der alte Mann zu ihnen spricht, erkennen ihn alle: Tiere, Menschen, Pflanzen und alle Dinge. Er erschafft alles: Die Prärie, das Gehölz, die Flüsse, die Felsen. Er erschafft Büffel und Antilopen sowie Frau und Kind, aus Ton. Er bestimmt auch, dass niemand nach dem Tod lebend auf die Erde zurückkehren kann. Er zeigt den Menschen die Tiere als Nahrung, er zeigt ihnen auch die Pflanzen. Als die Büffel Menschen töten, gibt er den Menschen Bogen, Pfeile und Messer, damit sie die Büffel töten und zerteilen können. Er zeigt den Menschen, wie man Feuer macht und Geschirr herstellt. Die Gebete der Menschen würden von den Tieren erhört und sie sollten deren Rat folgen. So kommen die Menschen auf der Erde schließlich zu Recht durch die Kraft ihrer Träume.  Ti-ke-wa-kusch oder Der Mann, der die Büffel rief:
Bevor die Indianer den Weißen begegnen, gehen sie auch schon auf die Jagd. Im Winter ist das sehr beschwerlich. Ein Mann in einer Hütte außerhalb des Dorfes hilft ihnen. Er bietet ihnen auch Büffelfleisch an und lehrt sie es zu teilen, ohne dass sie Hunger haben müssen. Nach einigen Opfergaben haben sie Jagdglück und erlegen viele Büffel. Sie sollen stets alles Fleisch usw. mitnehmen und keine Verschwendung betreiben. Nicht töten aber sollen sie das gelbe Kalb und seine Mutter. Durch seine Hilfe hat der Mann sich großes Ansehen erworben. Er kann sogar Dung in Fleisch verwandeln und die Büffel herbeirufen. Verheiratet ist er nicht. Zweimal rettet er den Stamm vor einer Hungersnot. Schließlich stirbt er. Keiner ist ihm gleich! Der alte Mann bei der Sonne:
Der alte Mann ist zu Besuch bei der Sonne. Sie hat besondere Leggins, mit denen sie Büsche in Brand setzen kann, so dass daraus die Rehe fliehen. Dann kann man sie erlegen. Der alte Mann will die Leggins haben und stiehlt sie, sogar zweimal. Aber die Sonne entdeckt ihn immer wieder, weil er immer wieder in ihrer Hütte liegt! Die ganze Welt ist nämlich die Hütte der Sonne! Deshalb kann er ihr nie entkommen. Schließlich schenkt die Sonne ihm die Leggins. Als der Mann eines Tages ein Reh fangen will und Feuer entfacht, wird er selbst vom Feuer bedrängt. Die Leggins sind nur noch Fetzen. Vielleicht hat die Sonne es ja so eingerichtet, weil er ein Dieb ist.

  • Texte erschienen auch im Fischer-Taschenbuch.
  • Kurze musikalische Impressionen zwischen den Märchen.
  • Sehr anspruchsvoll, weil sich in den Märchen auch eine fremde Kultur widerspiegelt.
  • Es empfiehlt sich über diese Fremdheit zu reden.
Dauer
72 Minuten, 25 Sekunden
Autor/Quelle
gesammelt und hrsg. von Frederik Hetmann (Hans-Christian Kirsch)
Sprecher
Peter Franke
Verlag

Jumbo, Hamburg

Jahr
1998
Praxis-Tipps
  • Malt Personen, Szenen oder sonstige Bilder aus den Märchen!
  • Welche Personen, Tiere, Wesen und Dinge kommen jeweils vor?
  • Tragt euer Wissen über Indianer zusammen!
  • Denkt euch eigene Indianer-Geschichten aus! Nehmt statt einem Steinjungen ein Feder-Mädchen, einen Wasser-Jungen oder sonst einen Fantasie-Namen!
  • Lest euch die eigenen Geschichten vor!
  • Wie würde die Geschichte des Steinjungen verlaufen, wenn das Kind ganz andere Eigenschaften hätte, z.B. ganz sanft wäre oder schlau wie ein Fuchs? Wie könnte dieses Indianer-Kind seine Verwandten befreien?
  • Welche Geräusche sind zu hören? Wie kann man sie erzeugen?
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