Die Wolke

Ein Frühlingstag in den 90er Jahren: In den Schulunterricht platzt die Durchsage vom Super-Gau im nahen Atommeiler bei Schweinfurt. Die Behörden beschwichtigen, doch Rundfunkmeldungen bestätigen, was trotz der Katastrophe von Tschernobyl 1986 in Deutschland niemand für möglich gehalten hatte. In Todesangst, rücksichtslos fliehen die Menschen gen Norden. Unter ihnen ist die 14-jährige Janna-Berta mit ihrem kleinen Bruder. Chaos herrscht auf den Straßen... Janna-Berta kommt mit dem Leben, doch schwer geschädigt davon, als einzige ihrer Familie. - Gudrun Pausewangs engagierter und vieldiskutierter Roman wurde 1988 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Die Hörspielbearbeitung ist hart und kompromisslos. Sie schont die Hörer nicht, die Szenen, auf einzelne Etappen konzentriert und mit Geräuschen und Musikklängen untermalt, werden plakativ, umso eindringlicher in ihrer Dramatik ausgespielt: der verzweifelte Aufbruch per Rad, der tödliche Unfall des kleinen Bruders im Straßenchaos, Jannas Zusammenbruch, Lazarettaufenthalt und Zwischenstation bei der kühl-distanzierten Hamburger Tante, schließlich Rückkehr ins Elternhaus im hessischen Schlitz; und zwischendurch die Nachrichten vom Tod der Angehörigen, der Freunde. Das atemlose Unverständnis des kleinen Bruders, der von den Ereignissen überrollt wird, die Verzweiflung Janna-Bertas, die soziale Ausgrenzung der Geschädigten kommen im Rollenspiel ungeschönt herüber. - Mag das Hörspiel dramaturgisch-künstlerisch nicht voll überzeugen, es geht unter die Haut, bietet nach wie vor aktuellen Diskussionsstoff. (ge)