Christian Morgenstern. Kinderliederbuch

Christian Morgenstern (1871-1914), das ist der weise Aphoristiker, der Poet, auch der Humorist, der allerlei Närrisches und Nonsens in Reime schmiedet: Welt- und Lokalwind lässt er ihr ''Windgespräch'' hauchen, Herrn Löffel und Frau Gabel zanken, das ''ästhetische Wiesel inmitten Bachgeriesel'' hocken, den Seufzer Schlittschuh laufen oder die Schnecke zögern: ''soll i raus aus dem Haus? Soll i nit raus...?'' Daneben stehen zärtliche, poetische Verse, ein ''Traumliedchen'' etwa, eine Naturskizze, das Gedicht von den ''Drei Spatzen''. - 29 Verse und Gedichte sind hier ausgewählt und lose zum Jahreslauf gereiht. Wilfried Hiller (geboren 1941), der u.a. bei Karlheinz Stockhausen gelernt und mit Carl Orff zusammengearbeitet hat, hat sie vertont; zwei Meister, deren Werk nicht in Schubladen passt, kommen hier zusammen. Hillers Musik unterstreicht das Bizarre, das Zarte, das Verrückte der Verse, spielt mit Klängen, Lautmalerei und Phantasie, bleibt doch immer hintergründig, geht sparsam, doch phantasievoll mit Instrumenten um. Mal spielt nur das Klavier, mal nur die Harfe, mal lärmen Küchengerät, wird auf Flaschen geblasen... Überraschend sind nicht nur das künstlerische Niveau, sondern auch die Art der Interpretation. Es scheint so, als würden mit den ausgeformten, klaren Stimmen und dem sorgsamen Instrumentenspiel zugleich auch Nonsens und Witz gezügelt. Doch im Detail, herausgegriffen aus dem Ensemble, entfalten die Lieder als Miniaturen ihren vollen Reiz. Genau hinhören! Nachmachen, auch wenn es nicht so professionell ist! Das Bilderbuch enthält witzig illustrierte Partituren und Texte. - Ein außergewöhnliches ''Kinderliederbuch'', keinesfalls nur für Kleine. (ge)