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Gullivers Reisen. Hörspiel von Willy Hochkeppel

Willy Hochkeppels Hörspielbearbeitung der (traditionell und fälschlicherweise in die Jugendbuchecke gedrängten) Swiftschen Gesellschaftsattacke von 1726 ist nun auch schon 25 Jahre alt, damit knapp 300 Jahre jünger als die Vorlage, wirkt aber dennoch aktuell. Ohne Angst vor dem Original erweitert Hochkeppel die Geschichte um ein Kapitel, das die Protagonisten Gulliver und Swift (im Hörspiel sein Manager) in das New York der 70-er Jahre führt (Fazit: nichts ist besser, eher alles schlimmer geworden), ein Kapitel über ernüchternde Begegnungen mit historischen Helden (Alexander und Cäsar) und legt eine Rahmenhandlung um den Text: bei einem zweiten Laputa-Besuch stürzen die Akteure vom Rand der fliegenden Insel und fallen in den Starnberger See. Aus diesem werden sie gerettet und mehr oder weniger direkt in ein Studio des Bayerischen Fernsehens, also ins ''Fernsehland'' gebracht, wo sie vor laufenden Kameras und gepeinigt von einem ebenso uninteressierten wie sensationsorientierten Moderator (Genial: Hans-Jürgen Diedrich) ihre Geschichten erzählen. Die Satire geht weiter.
Man hört der Produktion des Bayerischen Rundfunks ihr (verglichen mit dem Text gelindes) Alter an, dennoch liegt hier eine auch für heutige Ohren attraktive und gegebenenfalls zum Lesen anregende Bearbeitung vor. Bedauerlich die Track-Verwechslung auf CD 1, der Bericht ''Interessantes aus Lilliput'' bezieht sich auf Gullivers Erfahrungen in Brobdingnag und ist somit ein wenig zusammenhanglos. Alles in allem eine interessante Interpretation des Stoffes, wenn auch der Schwerpunkt eher auf der 1978 wie heute aktuellen Medienkritik als auf der sarkastischen Philosophie Swifts liegt. (wg)

Dauer
160 Minuten
Autor/Quelle
Swift, Jonathan
Sprecher
Gadow, Mogens von / Karl Maria Schley u.a.
Verlag

Igel records

Jahr
2002