Heidi

Viele ihrer Erzählungen und Geschichten für Kinder und junge Erwachsene mögen vergessen sein, aber Johanna Spyris (1871-1901) ''Heidi''-Bücher wurden zum Klassiker, vielfach bearbeitet, nacherzählt, übersetzt, verfilmt, zur Oper vertont und auch zu wenig künstlerischen Hörspiel- und Zeichentrickserien bearbeitet. Die Originalfassungen der zwei Bände ''Heidis Lehr- und Wanderjahre'' und ''Heidi kann brauchen, was es gelernt hat'' (zuerst 1880 und 1881) dürften allerdings in heutigen Kinderzimmern kaum noch zu finden sein; es sei denn als Erbstücke von Eltern und Großeltern. In diesen Ausgaben ist wenig von jener betulichen, heimatseligen Gefühligkeit, Frömmelei und aufdringlichen Pädagogik vieler Bearbeitungen zu finden, die dem Original später geschadet haben. Aber natürlich liegt heute ein Hauch Nostalgie über der klaren, doch bildhaften Erzählung. Eine Welt wird darin noch einmal lebendig, die moderne Kinder kaum mehr erleben können, in die sie aber umso lieber eintauchen. -
Parallel liegen jetzt zwei gleichermaßen empfehlenswerte, vollständige Lesungen des Originaltextes vor. Fabienne Hadorn (Kein & Aber) und Verena von Kerssenbrock (Naxos) haben sich u. a. einen Namen auch als Rezitatorinnen gemacht. Mit fließender, farbiger Rede nehmen sie die Hörer mit in die Geschichte. Hadorns Lesung wurde das im modernen Sound eigens komponierte ''Schneehöppli''-Lied von KOLYPAN (d.i. F.Hadorn und Gustavo Nanez) beigefügt. Die Kerssenbrock-Lesung wird von klassischen Musikpassagen von Jean Daetwyler, Fernando Sor, Francisco Tárrega und Napoleon Costa unterbrochen. Beide Lesungen (jeweils mit sorgfältig ediertem Cover-Booklet) ziehen in Bann, erlauben in kurzen Etappen Pausen, verlangen gleichwohl insgesamt einen langen Atem. (ge)

Hörbuchbestenliste von hr2 und Börsenblatt 7/03.