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Wenn Isaac Singer (1904-1991), Sohn eines Rabbiners, von seiner Kindheit in Warschau erzählt, werden Bilder aus der Krochmalna im alten Judenviertel mit Menschen, Milieu und Alltagsleben lebendig, aber auch Brauchtum und orthodoxe Denkweisen im Widerstreit mit neuen, fremden Einflüssen. Ohne An- und Wehklagen erinnert der Autor, der 1935 nach New York emigrierte und 1978 als einer der wichtigsten jiddischen Autoren den Literaturnobelpreis erhielt, an eine verlorene Welt. Es war eine Welt, in der es ehrbare Leute und Gauner, Arme und Reiche gab, in der Märchen und Phantasien der Kinder ebenso zu Hause waren wie die Träume der Erwachsenen vom kommenden Messias. Dunkel zeichnete sich das drohende Verhängnis der Nazi-Zeit ab. - Viele Bücher hat Singer auch für Kinder geschrieben; diese Erinnerungen, die hier mit Sorgfalt, nebst Informationen im CD-Cover, neu ediert sind, wohl kaum. Doch so lebensnah, zugleich einfach und bildhaft, wie Singer erzählt, wird seine Welt auch für sie lebendig. - Michael Degen, selbst jüdischer Herkunft, liest die Geschichte, als sei sie die eigene. Er liest engagiert, berührt und anrührend, ohne den Humor und die heiteren Töne, die Singers Episoden durchziehen, zu überdecken.(ge)
Patmos