Die Warnung

Schon im Vorgängerband "Das Lächeln der Spinne" (Arena 2004; Jumbo 2006/GoyaLit) hat der jetzt 14-jährige Simon seine eigenen Wege gesucht, um ein Verbrechen aufzudecken und letztlich seiner Mutter Mirjam Laub, der Kriminalbeamtin, wichtige Beweise zuzuspielen; nicht ohne eigene Gefährdung, versteht sich, nimmt er es doch auf mit dem skrupellos gewirkten Netz einer Maffia, die illegal in Deutschland lebende, in der Ukraine als vermisst gemeldete Jungen zu bösen Spielen missbraucht. - Jetzt ist Simon 14, als er vor dem Laden des umstrittenen Fotografen Kapitza eine abgeschlagene Hand findet. Merkwürdig reagiert der Fotograf auf Simons Nachforschungen und warnt vor Gefahr für seine Mutter, die Mitglied in der Thomas-Bruderschaft geworden ist; einer Sekte, die ihre Mitglieder in Bann zieht, um sie für eigene Interessen auszunutzen. Wer ihre Machenschaften durchschaut und zu kritisieren wagt, wird skrupellos verfolgt und bestraft; und sei es mit Mord und Handabschlagen. Fast zu spät durchschauen erst Simon dann auch seine Mutter die Lage. - Fast gemütlich beginnt die Lesung, nimmt die dramatischen Anzeichen wie nebenbei auf, um sich dann dank geschickter Fadenspannung und Verknüpfung umso intensiver zu steigern. In der Lesung übernimmt der Erzähler die Perspektive des Jungen, während die Mutter mit Juliane Koren eine eigene Stimme bekommt, die Stimme einer verunsicherten, verletztlichen Frau, die im Eintauchen in die Gemeinschaft mit charismatischem Führer ihr Glück zu finden glaubt. Die szenische Lesung nimmt damit die Vorgabe des Buches auf, in dem die eingeschobenen Reflektionen der Mutter im Druckbild abgesetzt sind. - Ein spannend, doch ohne effekthaschende Überzeichnung komponierter Thriller mit psychologischem Grund. Beruf und fehlende Anerkennung, ein liebevolles Mutter-Sohn-Verhältnis, in dem dennoch jeder eigene, auch heimliche Wege geht, und nicht zuletzt die Sektenthematik sind spannungsreich in dieser Geschichte verwoben. (ge)