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Luther und die Macht des Wortes

Auf der Doppel-CD wechseln sich Informationen aus der Zeit «um 1500» und der selbst erzählende Martin Luther (Sprecher: Martin Falk) ab, wobei der Sachanteil jeweils deutlich kürzer ist als die chronologisch geordneten Berichte aus dem Leben des Reformators.

Nein, es war nicht die Absicht Martin Luthers, die Kirche zu spalten, aber rund 500 Jahre nach der ersten Trennung der Orthodoxen von den Katholiken war dies das Ergebnis einer theologischen Auseinandersetzung, die im September 1517 mit der Verfassung von 97 Thesen begann, im Oktober dann mit den 95 Thesen gegen den Ablass seinen Fortgang nahm und letztlich mit der Spaltung der Kirche endete. Luthers Kernaussage entstammt des «Brief des Paulus an die Römer». Dort steht sinngemäß im Kapitel 4, Verse 22-23, dass wir uns die Gnade Gottes nicht verdienen können, dass wir im Gegenteil nur durch den Glauben angenommen werden. Als Martin Luder, der sich ab ca. 1512 Luther nannte, dies als die Kernaussage des Neuen Testaments begreift, ist der Ablasshandel und alles, was damit zusammenhängt, für ihn nicht mehr tragbar.

Im Text der CD wird dies sehr deutlich. Die Übersetzung der lateinischen Bibel in eine deutsche Sprache, die auch der einfache Mensch verstehen konnte, war die notwendige Konsequenz dieser Erkenntnis, der Grund für die enorme Verbreitung (1 Million Exemplare bei einer Bevölkerungszahl von rund 15 Millionen Menschen, von denen die wenigsten selbst lesen konnten) allerdings nicht – kein Wort über die neue Drucktechnik, die mit dem Namen Johannes Gutenberg verbunden ist.

Dafür wird der Mensch Luther in all seinen Widersprüchen gut dargestellt, denn er war keinesfalls ein Revolutionär, da wäre eher sein ehemaliger Weggefährte Thomas Müntzer zu nennen, auch eine neue weltliche Ordnung lehnte Luther vehement ab, folgt auch hier Paulus (Röm 13, 1-7). Der Mensch hat der Obrigkeit zu gehorchen, denn die hat ihre Legitimation der Macht von Gott selbst. Luther war trotz seiner Bedeutung für die deutsche Sprache (ebenso wie 100 Jahre zuvor Johannes Hus für die tschechische) nicht zimperlich in seinen Ausdrücken («Nur aus einem glücklichen A… kommt ein fröhlicher Furz», den Teufel könne man «mit einem Furz abweisen oder ihm sagen, man habe in die Hose geschissen …») und er hatte einen ausgesprochenen Hass auf die Juden. Wer nicht einer Meinung mit Luther sei, der müsse ja wohl mit dem Teufel im Bunde stehen, und mit dem Teufel hatte zu jener Zeit nicht nur Luther seine liebe Not.

 

Die Trennung zwischen Sachinformation und Erzählung Luthers trennt Martin Falk in Stimmlage und Intonation nur minimal. Er nennt zunächst die Überschriften, die auf der Papp-Hülle der CD abgedruckt sind, und liest dann in sehr sachlichem Ton. Die einzelnen Tracks sind unterschiedlich lang (Sachbereich ca. 2,5 Minuten, Luther ca. 6 Minuten), aber kurz genug, dass man das Hören sinnvoll unterbrechen kann. Die Informationen sind so gehalten, dass Kinder ab ca. 10 Jahren sie gut einordnen können, auch wenn die Zeit im Geschichtsunterricht erst deutlich später behandelt wird und der Konfirmanden-Unterricht noch auf sich warten lässt, aber auch Erwachsene erfahren sicher noch eine Reihe von Details. Dabei wird nicht «pädagogisiert», wozu auch die Zitate, die heute oft mit drei Leerstellen gekürzt werden, beitragen.

Wünschenswert wären kurze musikalische Einleitungen, die sich geradezu anbieten (alte Choräle, mittelalterliche Musik), die aber nicht notwendigerweise vermisst werden.

Insgesamt: Sehr empfehlenswert

 

Das gleichnamige Buch, aus dem vorgelesen wird, ist 2011 bereits in der dritten Auflage bei Arena in der ‘Bibliothek des Wissens‘ erschienen. (siehe auch www.andreas-venzke.de/luther.htm)

(ajum, Ulba)

Dauer
1 Std. 41 min
Autor/Quelle
Venzke, Andreas
Sprecher
Falk, Martin
Verlag

auditorium maximum, Darmstadt

Link zum Verlag
Jahr
2012