Das Oma Projekt

Anne Fine stellt in ihren Büchern nicht nur das Zusammenleben mit Kindern in den Mittelpunkt, sondern auch deren Sicht auf die Welt. Ihre Texte für Kinder und Erwachsene sind anspruchsvoll, ironisch, amüsant und bissig und bieten Stoff für Auseinandersetzung zwischen jung und alt. So auch der vorliegende, der mit feinfühligem Humor und ohne falsche Rührseligkeit ein schwieriges Thema bewältigt: Projekte in der Schule, noch dazu in Sozialkunde, können interessante Nebeneffekte haben: In der Familie Harris (bestehend aus dem englischen Vater, der russischen Mama, den Zwillingen Iwan und Sophie sowie den "Kleinen" Tanja und Nicholas) führen die Kinder, um die "Abschiebung" der inzwischen etwas schwierigen Oma ins Altersheim zu verhindern, eine Untersuchung durch: "Der alte Mensch und die Gesellschaft", mit anschaulichen, ungeschminkten Beschreibungen in einer Fallstudie, kurz: das Oma-Projekt. Es soll dazu dienen, die Eltern zu erpressen und zu verhindern, dass Oma aus dem Haus muss. Verschärfend kommt hinzu, dass die Kinder nicht mehr im Haushalt helfen und den Eltern Alpträume vorspielen - doch die Eltern merken dies bald und drehen nun den Spieß um: Wenn Oma bleiben soll, müssen sich die Kinder um sie kümmern. Doch das ist gar nicht so einfach... Strategie- und Taktik-Tipps für den Familienkrieg! In der sehr gelungenen Hörspielfassung, Umsetzung und Produktion des gleichnamigen Buches durch den SWR, gestalten erfahrene junge und alte Sprecher die einzelnen Rollen, beeindruckend sind u.a. die Sprecherleistungen Gisela Trowes als fordernde, manchmal seltsame und zugegebenermaßen nervende Oma und Sabine Arnholds als exzentrische russische Mutter Natascha Harris, die mit ihren russischen Sprichwörtern die ganze Familie (außer Papa Harris, der sie versteht) verrückt macht. Die Szenen werden durch stimmungsvolle Klaviermusik und effektvoll gesetzte Hintergrundgeräusche ergänzt. Das Booklet bietet viele Informationen über die Autorin und die an der Produktion Beteiligten. (kw)