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Der Meister und der Aufstand der Zünfte

Ein Abenteuer aus dem Mittelalter

Die spannende Geschichte stellt das Leben in der mittelalterlichen Stadt in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Mittelpunkt. Wir blicken nicht nur durch die Augen eines Schusterjungen, wir erleben eine Intrige gegen die Handwerker, die nur durch das beherzte Eingreifen von Wolfram, dem Sohn des «Condottiere», erfolglos bleibt. Ganz nebenbei gibt es viel zu lernen und viel zu entdecken: Schon damals «kam das Geld gern zur Macht».

 

Die Zeit des Umbruchs deutet sich schon an einigen Stellen an. Krispin, ein Junge armer Eltern (der Vater gehört der Zunft der Schuster an) darf die Lateinschule besuchen. Das ist schon fast ungeheuerlich! Außerdem freundet er sich dort mit Wolfram an, dem Sohn des reichen Kaufmanns Rossi von Plattner, der zugleich Führer der Stadtsoldaten ist, also Condottiere. Er und seinesgleichen bestimmen das Leben in der Stadt. Man sagt: «Stadtluft macht frei!», aber es ist nur die Freiheit der Reichen und Mächtigen in der Stadt. Die armen Handwerker, die sich in je einer Gasse in Zünften organisieren müssen, müssen gehorchen. Andere bestimmen, wo die Drahtzieher und Wollspinner, Zuckerbäcker und Zinngießer, Knopfmacher und die anderen ihre Rohstoffe kaufen müssen. Der Preis dafür ist außerdem auch noch festgelegt.

In diese Welt nun kommen immer mehr Andeutungen über «Das große Sterben», die Pest, die über die Alpen nach Norden zieht, über die Juden, die einerseits an allem schuld sein sollen, die andererseits aber als Bankier für das Geld sorgen, denn diese Berufsausübung ist Christen verboten und über die Aufteilung der Macht.

 

Der Sprecher Thomas Krause spricht mit betont sachlicher Stimme die kurzen Einschübe über Wissenswertes (8 von 22 Tracks) und moduliert, wenn er von dem Abenteuer berichtet. Das ist erstens ein gutes Verhältnis von Wissen zu Leben und zweitens wird die Spannung durch die (deutlich kürzeren) Sachtexte (je um 2 Minuten lang) eher noch erhöht.

Günther Bentele, der als Lehrer für Deutsch, Geschichte, Ethik und Philosophie arbeitete, verfasste eine Geschichte der historischen Wahrscheinlichkeit. Die Personen sind also frei erfunden, hätten aber damals so oder ähnlich leben und handeln können. Dabei entwickelt er mehrfach vor allem die sozialen Bezüge und das Wertesystem von heute aus, was der Geschichte aber nicht schadet, sondern eher den Kindern das Einsteigen, Mitfühlen und –denken in unsere Geschichte erleichtert. So ist es eher unwahrscheinlich, dass sich Anfänge der Aufklärung bereits so frühzeitig in einer (kleinen) mittelalterlichen Stadt bei einem Handwerksmeister finden lassen. Forderungen nach selbstbestimmtem Leben und Steuerfreiheit für die, die nicht im Rat sitzen, Begriffe wie unverschuldete Not oder Solidarität (auch wenn dieser Name nicht fällt) bereiten zwar den Beginn der Neuzeit vor, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Fazit: Eine stimmige und spannende Geschichte mit passendem Wechsel zu Sachinformationen. Wünschenswert ist eine Auflistung der wichtigsten handelnden Personen mit einer Kurzcharakteristik in einem kleinen Booklet. (ub/ajum)

Dauer
2h 13min
Autor/Quelle
Günther Bentele
Sprecher
Thomas Krause
Verlag

Auditorium Maximum im WBG-Verlag

Jahr
2012