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Während der dicke Mann, der Erzähler, zu sprechen beginnt, entsteht vor dem inneren Auge der Hörer eine Landschaft wie ein naives Bild. Dann jagt ein Mädchen vorbei: Betti Kettenhemd, das wilde Kind. Die eigentliche Geschichte beginnt, entwickelt sich selbstverständlich. Einst war Bettina ein ängstliches Kind, fürchtete sich vor dem riesigen Kettenhund, dem "Schwarzen Mülleimer", der sich losgerissen hatte, die Gegend unsicher machte, bis er sich im Dornengebüsch verfing und elend zu verhungern drohte. Bettina wagte sich heran, päppelte den Hund auf. Doch der rannte, kaum zu Kräften gekommen, davon. Zurück blieb die Kette. Bettina schlang sie sich um den Leib. Fortan gibt es nur noch Betti Kettenhemd, das wilde Kind, das es mit allen Erwachsenen aufnimmt, "das über den Brennesselgraben springt, dort wo er am breitesten ist." Das wilde Kind ist dem Dr. Müller-Meckel ein Ärgernis, will Herrn und Frau Gundermanns Kind nicht sein, entwischt den Männern beim Drachensteigen, verschwindet im Winter und kehrt im Frühjahr zurück. Skrupellos hetzt Dr. Müller-Meckel seinen neuen Kampfhund auf Betti; doch der - große Wiedersehensfreude - tollt und tobt: der "Schwarze Mülleimer" hat seine Retterin von einst nicht vergessen. - Geschickt projiziert Wendt aus der Beobachterperspektive heraus die tiefsinnige Geschichte, erzählt witzig, einfach, ungekünstelt. Lebendig und nuanciert ist das Hörspiel inszeniert, webt reizvoll, episodenhaft Erzählung und Szenen, Geräusche und bizarre Musik, die Raum und Bewegung hörbar machen, ineinander. Es wird meisterhaft gesprochen. Dorothea Sell (*1986), hier als Betti, zählt zu den besten Kindersprechern. - Ein Hörspiel, wie man es sich wünscht. (ge)
Der Audio-Verlag 2001