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Petroleum und Robbenöl oder wie Mayak, der Eskimo kam

und mein verrückter Vater wieder gesund wurde

Der 15-jährige Tom hat ein Problem: Sein geliebter Vater, ein erfolgreicher Konzernmanager, hat sich von seinen ungeliebten Pflichten in die (angebliche?) Geistesverwirrung verabschiedet und lebt im Sanatorium seinen Gegenentwurf, seinen recht realen Traum von Eskimos, Schlittenhunden und Robbenöl. Während Familie und Umfeld mit Unverständnis reagieren, beginnt Tom, die Geschichte dieser Verwandlung als Erklärung des abnormen Verhalten seines Vaters aufzuschreiben, und mehr und mehr vermischen sich realistische und phantastische Handlungselemente; er schreibt sich seinen Vater "gesund". Am Ende verabschiedet sich dieser Richtung Alaska, vermutlich, um seinen Traum vom "authentischen" Leben zu realisieren, vielleicht aber auch nur, um dem Konzern die arktischen Erdölvorkommen auf eine besonders geschickte Art zu sichern - "ausschließen sollte man nie etwas." Degenhardt schafft es, die unterschiedlichen Handlungsebenen so vage zu halten, dass dem Zuhörer ein eindeutiges Erschließen verwehrt ist resp. ihm Möglichkeit geboten wird, sich zwischen den Bedeutungen zu bewegen - und sich vielleicht nicht einmal entscheiden zu müssen. Der Text, 1976 bei Bertelsmann als Buch erschienen, ist literarisch hoch angesiedelt und aus heutiger Sicht nicht unbedingt zeitgemäß-jugendlichengerecht, hat aber in seiner launigen Diskussion alternativer Lebenskonzepte eine gewisse Aktualität. Dem Kenner der degenhardtschen Lieder, vor allem der der frühen Jahre, bietet sich sprachlich, personell, inhaltlich und stimmlich (der Autor liest selbst und überzeugend) ein Déjà-vu-Erlebnis der besonderen und erfreulichen Art, ein gelesenes Konzert. (wg)

Dauer
150 Minuten
Autor/Quelle
Degenhardt, Franz Josef
Sprecher
Degenhardt, Franz Josef
Verlag

Universal 1999 (Deutsche Grammophon. Wort)

Jahr
1999