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Der Kesselflicker und die Rache der Bauern.

Ein Abenteuer aus dem Mittelalter

Karlmann, der Ich-Erzähler dieser Kriminalgeschichte, ist ein fahrender Kesselflicker, der im Jahr 1217 unter Verdacht gerät, unerlaubter Weise einen Hirsch gewildert zu haben. Für die Bauern des kleinen Dorfes ist er als nicht sesshafter, nicht höriger und damit fast vogelfreier Handwerker ein geeigneter Sündenbock, um mit seiner Bezichtigung den drakonischen Strafen des Lehnherrn Ritter Eberhard zu entgehen. Doch auch der verfolgt seine persönlichen Ziele; benötigt er doch die Frondienste seiner Leibeigenen, um einen neuen Burgturm zu bauen. Dass Karlmann dann auch noch ein anderes Verbrechen beobachtet hat, und zu seiner Klärung beitragen kann, rettet ihm schließlich die arg dünn gewordene Haut.

Es ist eine verzwickte Geschichte über unterschiedliche Straftaten, die Günther Bentele in seinem Kinderroman erzählt. Anspruchsvoll ist sie auch deshalb, weil die eigentlichen Konflikte aus heutiger Sicht schwierig nachvollziehbar erscheinen; denn sie basieren auf einem Gesellschaftssystem und einer Rechtslage, die den Verhältnissen des Feudalismus des Mittelalters entspricht. Günther Bentele gelingt es jedoch, viele zum Verständnis notwendige und auch darüber hinaus interessante Informationen so in die Geschichte einzuweben, dass diese auch einen Einblick in ein längst vergangenes Zeitalter erlaubt.

Grundsätzlich entspinnt sich die Geschichte in gewohnter Form. Nach einem überraschendem Einstieg, der die Leser bzw. Hörer eindeutig, aber unerklärlich mit einem Verbrechen konfrontiert, entwickelt sich die Geschichte aus dem Alltag der handelnden Personen heraus, die ohne Vorahnung Schritt für Schritt in die Verwicklungen des Klärungsprozesses hineingezogen werden. Zur Erläuterung der Handlungsweisen und Hintergründe vieler Situationen, die im konkreten Handlungsverlauf nur angedeutet werden können, werden kleine Kommentare eingefügt, die in ein- bis zweiminütigen Erläuterungen wichtige gesellschaftliche, wirtschaftliche und juristische Themen betreffen und auch die konkreten Entwicklungen des historischen Kontextes, der zwar unbestimmt bleibt, aber authentisch erscheint, beleuchten. Und auch der stark personale Erzählstil mit seinen mündlichen Strukturen und zum Teil elliptischen Satzformen unterstreicht den Eindruck, es handele sich hier um einen Erfahrungsbericht, der Anspruch auf Authentizität erhebt.

So findet sich hier nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch ein kleiner Blick hinter die Kulissen historischer Lebensverhältnisse. Dieses doppelte Anliegen gelingt Günter Bentele ausgesprochen gut. Voraussetzung zum Verständnis ist aber ein basales Grundwissen über landwirtschaftliche Zusammenhänge und das Mittelalter, da nicht alle verwendeten Begriffe bekannt sein dürften.

Das Hörbuch wird von Thomas Krause gelesen, der die Geschichte mit seiner variantenreichen und lebendigen Sprecherstimme ausdrucksvoll und gleichsam gefällig hörbar in Szene setzt. Allerdings nimmt man seiner jungen Stimme den alten und erfahrenen, wenn auch etwas unbeholfenen Handwerker kaum ab. Dennoch folgt man ihm gern durch die Handlung. Die verschlagene Gewitztheit von Karlmann, die bei der großen Überraschung am Schluss nachdrücklich zum Ausdruck kommt, wird von ihm hervorragend inszeniert.

Das Hörbuch ist ansonsten eher minimalistisch ausgestattet. Auf musikalische Untermauerung oder andere strukturierende Klänge wurde verzichtet.

Dauer
2 CDs, 132 Minuten
Autor/Quelle
Günther Bentele
Sprecher
Thomas Krause
Verlag

auditorium maximum

Link zum Verlag
Jahr
2012